Die heutige Kleinstadt Pella in Zentralmakedonien ging in die Geschichte ein als Geburtsort von König Philipp II. und seinem Sohn, Alexander dem Großen. Gegründet wurde die Stadt um 410 v. Chr. von dem Makedonenkönig Archelaos I., der die Hauptstadt des makedonischen Reiches von Aigai nach Pella verlegte. Er erkannte, dass Pella in dem seit König Alexander I. größer gewordenen makedonischen Reich strategisch günstiger lag. Außerdem gab es hier in der damaligen Zeit über die inzwischen verlandete Loudias-Lagune noch einen Zugang zum Meer. Archelaos I., der sich einerseits nicht scheute, alle möglichen Konkurrenten um den makedonischen Königsthron zu ermorden, schuf andererseits durch seine klugen und grundlegenden Reformen in Verwaltung, Militär und Handel die Grundlagen, auf denen König Philipp II. das makedonische Reich zur Großmacht ausbauen konnte. Archelaos I. holte bekannte griechische Künstler wie z. B. Euripides an seinen Königshof, für die Ausmalung des Palastes gewann er keinen Geringeren als den berühmten Maler Zeuxis aus Athen. Seine größte Blütezeit erlebte Pella unter Philipp II., der Pella zu einem prunkvollen Königshof ausbauen ließ, an den er die bedeutendsten Künstler und Gelehrten der griechischen Welt einlud. Die Erziehung und Bildung seines Sohnes Alexander und weiterer adliger Jünglinge übertrug Philipp II. dem Philosophen und Naturwissenschaftler Aristoteles.
Der mehrfach erweiterte Palastkomplex auf der Akropolis oberhalb der Stadt umfasst 60.000 qm und erstreckt sich über den ganzen Hügel. Er ist in drei unabhängige, aber miteinander verbundene Gebäudeanlagen aufgegliedert. Die Wohnräume der Gebäudeeinheiten sind um einen zentralen Innenhof angeordnet, mit Ausnahme des zentralen Palastes, der sogar zwei Innenhöfe mit Säulenumgang aufweist. An der Südseite des Palastkomplexes erlaubte eine große Aussichtsterrasse – vergleichbar mit der Terrasse im Palast von Aigai - einen weiten Blick über die unterhalb liegende Stadt hinweg zum Thermäischen Golf. Der teilweise zweigeschossige Palast besaß auch eine Badeanlage.
Die Ruinen des Palastes auf dem Akropolis-Hügel sind für Besucher nicht zugänglich. Aber die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen in der Stadt Pella sind sehr sehenswert und lohnen eine Besichtigung, da sie einen guten Eindruck vermitteln über die damalige Größe und den Reichtum der makedonischen Hauptstadt. Kassander, der während der durch den Persienfeldzug bedingten Abwesenheit von Alexander dem Großen und nach den Diadochenkriegen die Regentschaft innehatte, ließ Pella nach dem sogenannten hippodamischen System aus- und umbauen und vergrößern: die Grundstücke sind in rechtwinklige Parzellen von gleicher Größe aufgeteilt und die Straßen sind um die zentral liegende Agora in einem Quadratrastersystem angelegt. Die Agora von Pella zählt mit ihren Ausmaßen von 250 x 200 m zu den größten Anlagen ihrer Art. Einen Eindruck vom Luxus der Wohnhäuser verschaffen ihre Größe von 5000 qm pro Wohngebäude und die zum Teil erhaltenen und vor Ort belassenen Mosaikfußböden, die aus naturfarbenen Kieseln bestehen. Sie zählen zu den frühesten erhaltenen Exemplaren dieser Gattung. Einzigartig sind die figürlichen Mosaiken. Sie zeigen Bilder mit mythologischen Inhalten oder Jagdszenen. Dabei zeugen die Licht- und Schattenwirkungen und die perspektivischen Verkürzungen von der einzigartigen Kunstfertigkeit der damaligen Künstler. Diese figürlichen Mosaiken sind heute im auf dem archäologischen Gelände neu gebauten Museum von Pella zu bewundern. Das 2009 eingeweihte Museum zeigt neben diesen weltberühmten Mosaiken noch viele weitere sehenswerte Funde und ist so ansprechend und informativ gestaltet, dass die Besucher von Pella sich unbedingt die Zeit für eine Besichtigung nehmen sollten.
